MACH ES IN BRANDENBURG | Jens-Gerrit Gugat übernahm mit 28 Jahren die Winterdienstfirma Wilfried Rom GmbH in Potsdam. Für seine Erfolge als Jungunternehmer wurde er mit einem Preis belohnt.
Das orangene Winterdienstfahrzeug parkt neben einer Werkstatt auf dem Betriebshof in der Potsdamer Gerlachstraße. In den nächsten Tagen wird es für den Wintereinsatz fitgemacht. Am Fahrerhäuschen der Kehrmaschine steht in schwarzen Großbuchstaben „ROM“. „Der Schriftzug steht für den Namen Wilfried Rom. Er hat die gleichnamige GmbH 1990 in Potsdam gegründet“, erzählt Jens-Gerrit Gugat, heutiger Geschäftsführer der Firma. In Potsdam und Umgebung ist sie der zweitgrößte kommunale Dienstleister in den Bereichen Haus- und Grünpflege, Straßenreinigung und Winterdienst.
Mut zur Selbstständigkeit
Gugat ist heute29 Jahre alt und blickt bereits auf einen erstaunlichen Werdegang zurück. Nach abgeschlossener Dachdecker-Lehre in Köln spezialisierte er sich auf seilunterstützte Arbeitsverfahren, umgangssprachlich Industriekletterei genannt, und machte sich selbstständig. Später verschlug es ihn in den Berliner Raum. 2014 lernte er in Oranienburg (Oberhavel) den Eigentümer der Reinigungsfirma ROWI Kommunale Dienstleistung GmbH & Co. KG kennen – dieser wollte sich zur Ruhe setzen und suchte nach einem Nachfolger. Gugat zögerte nicht lange: „Ich dachte: Trau dich einfach. Angebot, Durchführung, Rechnung: Der Ablauf bleibt derselbe, egal ob als Solo-Selbstständiger oder als Chef von 25 Mitarbeitern.“
Unterstützung vom IHK-Nachfolgeservice
Die Firmenübernahme sollte nicht Gugats letzter beruflicher Meilenstein sein. 2016 wurde er auf die Potsdamer Winterdienstfirma Wilfried Rom GmbH aufmerksam, auch hier wurde ein Nachfolger gesucht. Das Interesse des Jungunternehmers war geweckt und er begann, das mittelständische Unternehmen zu prüfen. Dabei ließ er sich von Nachfolgeexperten der Industrie- und Handelskammer Potsdam beraten: „In so einer Entscheidungssituation ist ein unabhängiger Partner, der einen neutralen Blick auf die Zahlen und Interessen beider Parteien hat, sehr hilfreich.“ Heute engagiert sich Gugat selbst als Mitglied im Ausschuss für Existenzgründung und Nachfolge der IHK Potsdam. Erfreulicherweise stimmte auch die Chemie zwischen den beiden Unternehmern, erinnert sich Gugat: „Herrn Rom konnte ich vermitteln, dass ich das, was er in 28 Jahren mit gutem Ruf aufgebaut hat, beständig fortführen will. Die 30 Jobs wollte ich erhalten. Dadurch sind wir uns relativ schnell sympathisch geworden.“ Im Oktober 2017 war der Besitzerwechsel vollzogen.
Heute ist Gugat Geschäftsführer von zwei Firmen mit insgesamt 73 Mitarbeitern, 32 davon arbeiten bei ROM in Potsdam. Mit zwei Kolleginnen, die für die Administration zuständig sind, hat Gugat ein Büro auf einem Industriegelände unweit des Betriebshofes bezogen. Auf dem Betriebshof mit Maschinenhalle, Werkstatt mit Hebebühne, Aufenthaltsbereich und Räumen für kleinere Reparaturen überwacht ein gesamtverantwortlicher Hofleiter die Abläufe. Neben Fachkräften aus Garten- und Landschaftsbau sowie Handwerk gehören auch Quereinsteiger aus branchenfernen Fachrichtungen, etwa Metzger und Bäcker, zum Team. „Das hat den Vorteil, dass wir so von unterschiedlichen Wissensständen und Kompetenzen profitieren können“, sagt Gugat.
Expertise im Winterdienst
Technisch und personell besonders stark aufgestellt ist der Dienstleister im Winterdienst. Denn bei der Schneebeseitigung kommt es auf viele Details an: Die Räum- und Streuzeiten vor Gebäuden und Straßenabschnitten sind streng geregelt. Zudem darf nur bestimmtes Streugut verwendet werden. Die Dokumentation solcher Aufträge hat Gugat mittels digitaler Technik modernisiert: „Unsere Kunden können dank der Tourenplanung auf digitalen Karten und den mit GPS-ausgestatteten Fahrzeugen nachvollziehen, zu welcher Uhrzeit an welcher Stelle wieviel Streugut grammgenau ausgebracht wurde“, erklärt Gugat. In den warmen Monaten beschäftigen sich Gugat und sein Team vor allem mit Grünflächenpflege, wie der Bewirtschaftung von Parkanlagen und der Beseitigung von Begleitgrün an Straßenrändern.
Mitarbeiterführung mit Strategie
Mehr als zwei Drittel der Mitarbeiter sind bedeutend älter als der gebürtige Hamburger. 2018 feierte ein Kollege sein 25-jähriges Firmenjubiläum. Von allen als neuer und junger Chef akzeptiert zu werden, musste sich Gugat in den ersten Monaten erarbeiten. „Einige testeten, was mit mir als jungem Neuen geht und was nicht. Mir war bewusst, dass das zum gegenseitigen Kennenlernen dazugehört“, erinnert sich Gugat. „Meinen Mitarbeitern habe ich früh klar gemacht, was ich mir vorstelle und was mit mir möglich ist.“ Dem Chef ist es wichtig, ihnen Chancen zur Weiterentwicklung zu bieten. Aus diesem Grund entschied er, dass sich die draußen arbeitenden Kollegen in Teams mit je einem Teamführer aufteilen. Und pro Team sind mehrere Personen für verschiedene Bereiche verantwortlich. Mehr Verantwortung zu haben, war für einige anfangs ungewohnt. Von seiner Strategie erhofft sich Gugat, dass sich seine Mitarbeiter stärker mit dem Unternehmen identifizieren: „Denn nur, wenn ich mich zu etwas zugehörig fühle, bin ich auch bereit, mein Bestmögliches zu geben.“
Preisgekrönter Jungunternehmer
Insgesamt hat sich die Firma mit Gugat an der Spitze erfolgreich weiterentwickelt: Der Kundenstamm und die Kundenzufriedenheit wurden ausgebaut, die meisten Maschinen sowie die Verwaltungs- und Betriebsabläufe auf einen zeitgemäßen Standard gebracht. Gugats Einsatz ist nicht unentdeckt geblieben: Für seinen Unternehmergeist und seine innovativen Ideen erhielt er am 19. Mai in Oranienburg die Auszeichnung „Bester Jungunternehmer Oberhavel 2019“. Gugat ist stolz auf den Preis, bleibt aber bescheiden: „Wenn mir andere Leute sagen, das ist gut, was du machst, ist das für mich eine unglaubliche Ehre. Denn was meine Außendarstellung betriff, da bin ich eher der zurückhaltende Typ.“
Diese brandenburgische Erfolgsgeschichte erschien im Rahmen der IHK Potsdam Kampagne „Mach es in Brandenburg“ zum Themenfeld „Gründung & Nachfolge“
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Quelle: Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam